Graf XXVIII: Auf der Suche nach Unsterblichkeit
Wie so oft erwacht Der Graf mit dröhnenden Kopfschmerzen nach dem Transport in ein neues Universum.
'Uhhhh - SID, da könntest du dir aber was anders einfallen lassen. Das ist ja echt nicht auszuhalten! '
Wenigstens ist es diesmal dunkel. Es ist sogar so dunkel, daß man die sprichwörtliche Hand vor Augen nicht sehen kann. Was das Sprichwort hierbei vergißt, ist, daß man in diesem Falle auch die eigenen Füße nicht sehen kann, geschweige denn, wo diese gerade hinlaufen.
Also stolpern ebendiese Füße nach nur wenigen Metern über irgendwas, das sich anfühlt wie eine Baumwurzel: Oder zumindest fühlt sich das wie eine Baumwurzel an, auf dem die gräfliche Stirn aufschlägt.
'Autsch!
Verdammte Hacke!!
SID! Was geht hier ab?
Wieso gibt's hier kein Licht?
Ist das 'ne Tropfsteinhöhle oder was?'
'Nö, nicht wirklich', antwortet SIDs Stimme aus dem - natürlich ebenfalls dunklen - Himmel herunter.
Also, eigentlich ist das hier 4000 vor Christus. Und da war es eben außerhalb der Städte nachts verdammt dunkel, mein Guter. Vor allem, weil es damals auch kaum Städte gab.'
Der Graf findet das irgendwie wenig spaßig.
'Super, SID, lange nicht mehr so gelacht. Ich komme gerade aus dem Weltraum zurück, und selbst da ist es heller. Was ist also mit Sternen am Nachthimmel, häh?
Und das letzte Mal, als ich auf der Erde war, gab es da nachts einen Mond. Manchmal sogar Vollmond. Ich glaube, der war 4000 vor Brian schon erfunden, oder wie sehe ich das?'
'Oh, verdammt. Da hast du allerdings recht.'
Auf der Stelle nimmt SID ein paar Einstellungen vor.
Und plötzlich ist die Nacht bei weitem nicht mehr ganz so dunkel - schon viel besser.
'Und wieso ist hier keiner, um mich abzuholen?
Wo ist das Empfangskomitee?'
'Na ja, weißt du - immerhin bringe ich dich jedesmal 6000 Jahre zurück. Und die Raumzeit ist auf die Entfernung mindestens so krumm wie die Steuererklärungen von Großkonzernen und...'
'Das verdammte Navi ist kaputtgegangen?'
'Nun...also...sooo direkt würde ich das jetzt...also...ähmm..ja.'
'Superklasse!
Und wie weit muß ich jetzt laufen?
Und wohin?'
'Soweit ich das sagen kann, nicht weiter als fünf oder zehn Meilen in...ähm...irgendeine Richtung.'
Soweit zur Allmacht irgendwelcher Götter, seien sie für Fußballspiele zuständig oder Computerspiele. Es hilft nichts, wir müssen uns von hier fortbewegen, wo immer genau 'hier' eigentlich ist. Die gräflichen Füße bahnen sich also einen Weg über einen im Mondlicht als fahlen Trampelpfad erkennbaren Weg, der ja irgendwo hinführen muß. Zumindest wäre das anzunehmen, aber bei SID weiß man ja nie
Tatsächlich sehen wir nach einer Weile des vor-uns-Hinstolperns eine Hügelkuppe und darauf einen deutlichen Lichtschein - ein Lagerfeuer. Ein Mann sitzt davor. Er sieht auf, als Der Graf in den Lichtkreis der Flammen tritt.
'Seid ihr der Abgesandte der Götter ?'
In Wirklichkeit sagt er das natürlich nicht, sondern gibt nur ein völlig unverständliches Gestammel von sich
Aber wenigstens der Babelfisch im gräflichen Ohr scheint einwandfrei zu funktionieren.
'Also, eigentlich bin ich nur hier, weil das Navi kaputt ist und ich das Empfangskonitee suche. Aber ich komme...von ziemlich weit weg, ja. Wieso hockt ihr mitten in der Nacht hier im Freien herum ?'
'Ich ersuche die Götter, mir den Weg zur Unsterblichkeit zu zeigen, Fremder. Nachdem mein Freund und Geliebter Sprößling der Stille mich verlassen hat, ist mein Leben nicht mehr dasselbe.'
'Der Sprößling der Stille ?' fragt sich Der Graf verwundert.
Offensichtlich funktioniert der verdammte Babelfisch doch nicht so richtig. Normalerweise hilft es, sich dezent auf das Ohr zu schlagen, in dem das Mistvieh steckt, denn meistens ist nur die telepathische Matrix etwas verrutscht. Aber das kommt wegen der Kopfschmerzen natürlich mal gar nicht in Frage.
Zum Glück sind Grafen aber auch mit ein bißchen Standardbildung unterwegs, allerdings dauert es diverse Sekunden, bis sich die zuständige Hirnzelle meldet
'Der Sprößling der...ihr meint Enkidu ?
Euer Freund hieß Enkidu ?'
Der deprimiert dreinschauende Fremde nickt bestätigend.
'Ihr seid...Gilgamesch ?'
Wieder ein Nicken.
'Ja, Fremder. Herrscher meines Volkes bin ich, mit harter Hand habe ich es stets geführt und war immer bedacht auf mein eigenes Vergnügen und meinen Vorteil. Doch nun haben mir die Götter den wahren Schatz meines Lebens genommen und mich allein in dieser Welt zurückgelassen, von der ich nicht weiß, wie sie gestaltet ist.'
Wir setzen uns auf den Boden neben das Feuer und sehen uns den Kerl genauer an. Scheinbar ist er in den mittleren Jahren, was für diese Zeit heißt, Anfang dreißig. Energische Gesichtszüge, wirkt aber tieftraurig.
'Nuuunn, ich denke, ich weiß ungefähr, wie diese Welt gestaltet ist. Zumindest so halbwegs...
...genaueres muß ich ich natürlich noch herausfinden
Und wenn ihr Ruhm sucht, um die Götter zu beeindrucken - ich denke, da können wir eventuell was arrangieren
Aber laßt uns nicht hier weiterplaudern, die Nacht ist kalt und in meinem Alter hockt man sich nicht mehr mit dem Hintern auf den Boden, wenn man nicht festfrieren will. Ich vermute mal, hier in der Nähe gibt es eine Stadt ?'
'Nein, eigentlich nicht, Fremder. Aber nicht weit von hier habe ich eine Gruppe von Menschen getroffen...
...die sich überlegten, ob sie nicht ihre Zelte dort aufschlagen wollen. Sie schienen keinen Anführer zu haben. Vielleicht können wir uns ihnen anschließen?'
'Ich denke, daß eure Götter diesen Gedanken begrüßen würden. Und SID natürlich auch, wer das ist, verrate ich später mal.
Und da ich hierhergeführt wurde, um euch zu leiten - ich bin kein Fremder. Wir sind Der Graf, aber weil ihr es seid, dürft ihr den Artikel weglassen. Ein einfaches 'Graf' genügt völlig.'
Was der Babelfisch mit etwas übersetzt, das wie Uta-napišti klingt. Wenn die Kopfschmerzen weg sind, muß ich mir wohl doch mal dezent auf's Ohr hauen.
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Mit BUG-Mod 4.4
Dafür diesmal auf Anraten so vieler Forianer ohne jeglichen Techtausch, ein gräfliches Novum.
Schauen wir mal, ob es damit gefühlt schwerer oder leichter wird
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Zitat von Leonard Bernstein
Reichen verwirrende Titel für nen Bann?
