Zitat von
Thrill (Deutschland) > Speecher (Indien)
Ottograf sitzt auf seinem Fellthron und mustert ihn, diesen merkwürdigen
Fremden, welcher in seiner ganzen Pracht vor ihm steht. Während er sich mit einer Hand durch seinen Rauschebart streift,
sind seine ersten Worte: "Nun , mein gold glänzender Freund, vielleicht mögt ihr euch erstmal setzen, bevor ihr uns mitteilt
welchen Teil unseres Landes ihr als nächstes gerne hättet?" Mit einer Geste fordert er Jaal auf das Wildschwein servieren
zu lassen. Jaal seinerseits gibt diese Weisung weiter an einen Boten, der wiederum seinerseits ... "Ah, verdammt!," brüllt
Ottograf "bringt uns endlich etwas zu essen hier herein. Mein Magen ist so leer, ich kann gar nicht denken." Auf einfachen
Teller wird fettiger, aber wohl duftender Braten ins Zelt getragen. Dazu Krüge voller Bier und einige Weinschläuche. "Kennt
ihr überhaupt unseren Hopfentrank Herr ... ähm ... Herr ...", Ottograf beugt sich leicht seitlich zu Jaal herunter, der ihm
etwas ins Ohr flüstert, "Herr Suraj von Delhi? Kostet ihn mal!" Er prostet seinem Gast zu, trinkt seinen Krug in einem Zuge
leer und lässt ihn sogleich wieder füllen. "So dann, ihr habt also eure schöne Stadt Kalkutta direkt neben unsere Hauptstadt
des Reiches gesetzt, weil ihr da oben kein fruchtbares Land habt. Hört, hört ..., ich nehme an Elfenbein, Kakao und
Weihrauch liegen nur zufällig in der direkten Umgebung eurer kleinen Ortschaft?" Mit einer hochgezogenen Augenbraue
blickt er den indischen Gast freundlich an. "Aber lassen wir das, wir wollen nicht kleinkariert erscheinen. Wie ihr es schon
sagt, ganz offenbar teilen wir Land und Tür. Da muss man auch mal großherzig sein, nicht wahr?" Er lacht aus voller Brust
und schlägt Jaal so fest auf den Rücken, das dieser fast in sein Essen fällt. "Ja und nun? Nun habt ihr euch also gedacht,
dass ihr, wo Kalkutta doch bereits so gut gelungen ist, doch direkt eine zweite Stadt gründen könntet. Eben auf der anderen
Seite von Aachen? Ich kann euch übrigens beruhigen, was den südlichen Teil von diesem Ort angeht. Da kommt nicht mehr
viel. Um nicht zu sagen gar nichts. Aber es ist natürlich großzügig von euch, dass ihr darauf verzichten würdet. Nicht wahr
Jaal, das ist doch nett?" Jaal ist noch immer damit beschäftigt die Flecken von seinem Gewand zu putzen, die er dort gerade
bei Ottografs ersten Freudenausbruch verteilt hat. "Ja, ja ganz sicher ist das ungemein nett Ottograf. Ich bin sicher Barbarossa
wird ganz verzückt sein vor Freude. Wir hätten dann ja noch, lasst mich schnell nachsehen ...", mit diesen Worten breitet er
einen Karte auf dem Tisch aus, "hier! Wir hätten noch diesen schmalen Streifen in der Mitte zwischen den indischen Siedlungen
und natürlich noch den Gebirgszug für uns. Das Land südlich überlassen sie uns. Gut, da exestiert zwar weder Rohstoff noch
Luxus, auch Wasser gibt es keines mehr, aber wir könnten im Meer schwimmen?" Ottograf wirft einen kurzen Blick auf die
Karte "Jetzt wollen wir mal nicht überdramatisieren Jaal, was soll unser indischer Freund hier denken? Da unten ist noch ein
Fleckchen, welches ganz nett aussieht. Ja und dann hätten wir sehr nette Nachbarn, rechts und links von uns." Damit blickt
Ottograf wieder auf zu Suraj. "Nette Nachbarn, die alle Luxusgüter für uns verwalten, damit wir uns damit nicht belasten
und uns den einen großzügigen Streifen Land überlassen." Das Lachen verschwindet aus seinem Gesicht, seine Miene wird
ernst, plötzlich kehrt Ruhe ins Zelt ein. Seine nächsten Worte haben nichts mehr von dem sonst üblichen Poltern, von der
Fröhlichkeit und der Offenheit welche bislang aus seiner Stimme sprach. Er spricht leise und langsam "Nachbarschaft Suraj,
Nachbarschaft fängt mit Respekt an. Und bei allem Pomp der euch kleidet, bei allem Glanz eures Auftritts, bislang sehe ich
keine Spur von Respekt, den ihr uns entgegenbringt. Ich sehe Fakten, ich sehe Forderungen, ich sehe Drohungen und einen
selbstherrlichen Auftritt." Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück, schweigt kurz und fährt dann fort "Wir stehen erst am
Anfang einer langen Reise und es warten viele Gefahren da draußen auf unser beiden Völker. Wir können ihnen gemeinsam
auf Augenhöhe begegnen und uns Ihnen entgegen stellen. Die Frage ist, ob ihr daran ein Interesse habt?" Er schaut Suraj
lange an. "Wir überlassen euch Elfenbein und Kakao, Luxusgüter die direkt neben unserer Hauptstadt liegen und auf die
wir geographisch zweifelsohne Anspruch hätten. Wir gewähren euch das Wasser des Flußes und schenken euch das
Vertrauen in unmittelbare Nähe zu Aachen zu siedeln. Aber versucht gottverdammt nochmal nicht uns für dumm zu
verkaufen, was eure zweite Forderung angeht." Er rückt wieder an Tisch, greift zum Wildschwein und prostet dem Inder
zu "Jetzt trinkt einen Schluck und dann fangen wir an dem Punkt die Verhandlungen neu an, ich bin sicher der weise Ghandi
hat mehr in den Tiefen seiner Diplomatie vorzuweisen, als diese Idee."