Nun, ich habe das Spiel jetzt ein paar Wochen getestet, aber ich muss sagen, dass ich vermutlich nicht die richtige Art Spieler für diese Spielrichtung bin. Zunächst das wesentliche:Zitat von Bonaparte
HoI handelt, wer hätte das gedacht, thematisch über die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Zu Spielbeginn wählt man entweder eine der fünf Großmächte Großbritannien, Frankreich, USA, Russland, Japan oder Deutschland oder eins von einer Vielzahl von kleinen Ländern, dessen Kontrolle man in einem historischen Szenario übernehmen möchte. Sieger wird nach Ablauf der Szenariofrist das Land sein, welches die meisten Siegespunkte erhalten hat (zum Beispiel durch die Einnahme wichtiger strategischer Punkte).
HoI ist ein reines Provinzenspiel. Es gibt keine Felder und keine Städte. Jede Provinz sammelt pro Runde eine bestimmte Anzahl an Ressourcen, rekrutierbare Bevölkerung und am wichtigsten: Industriepunkte. Industriepunkte sind der Kern des Spiels - ohne Industrie kann man weder forschen, die Provinzen verbessern oder Einheiten bauen. Der Industriewert kann in jeder Provinz durch den Bau von Fabriken erhöht werden (dauert aber eine Ewigkeit), das bringt aber nur was, wenn man auch die benötigten Ressourcen besitzt. Zusätzlich kann jede Provinz noch Landverteidigung, Küstenverteidigung, Luftverteidigung und Infrastruktur ausbauen - das war es. Es gibt keinerlei sonstige Verbesserungen. Den Rest der Punkte steckt man entweder in Forschung oder in den Bau von Einheiten.
Die größten Pluspunkte des Spiels sind wohl gleichzeitig auch seine größten Minuspunkte, da sie Geschmackssache sind.
Zum einen ist HoI mehr oder weniger historisch korrekt. Man sollte also nicht erwarten, dass man beispielsweise mit Österreich binnen der vorgegebenen maximal 10-15 Jahre dem deutschen Einfluss widerstehen und zusätzlich noch die Welt erobern kann. Möchte man in dem Spiel wirklich globalen Einfluss haben, so muss man schon ein relativ großes Land wählen (diverse Mods vergrößern diesen Effekt sogar absichtlich). Das ist nur realitätsnah, aber nach meinem Geschmack für ein Spiel nicht sehr passend.
HoI ist ein reines Militärspiel. Der Diplomatieteil ist noch recht nett gelöst, aber ein Wirtschaftsteil so gut wie nicht vorhanden. Der Wirtschaftsteil beschränkt sich auf das Erweitern der Industriepunkte und das Sammeln/Handeln von Ressourcen. Spezialisierung der einzelnen Nationen ist höchstens in der Forschung möglich. Hierdurch stellt sich schnell eine militärische Routine ein.
Auf der anderen Seite ist die Schlachtführung sehr kompliziert. Der Abschnitt Kampf im Handbuch nimmt mehrere Seiten ein, auf denen nur die Kampfboni und -mali für ganz bestimmte Situationen beschrieben werden. Allerdings macht man letztlich auch nichts anderes als sich mit seinen Einheiten Provinz für Provinz vorzukämpfen. Man hat also auf der einen Seite ein großes Regelwerk, aber auf der anderen Seite nicht viel Abwechslung. Wem solche Spiele gefallen, ist hier wohl bestens aufgehoben. Ich selber orientiere mich eher an Spielen wie Schach oder SMAX, die ein relativ kleines Regelwerk haben, aber gerade deswegen viel Abwechslung und Spieltiefe bieten.
Fazit: Geschichtsfans und Militärstrategen, die einen möglichst großen Realitätsbezug haben möchten, sind hier wohl richtig. Das Spiel ist mittlerweile so preiswert zu erhalten, dass man es bedenkenlos probespielen kann. Ich würde es vielen Leuten auch empfehlen, bevor sie daran denken, sich für den zweiten Teil für den vollen Preis zuzulegen. Reinen CIV- und SMAC- Spielern wird wohl sehr schnell die Abwechslung und Ausgeglichenheit des Spielsystems fehlen und sie werden das Spiel gelangweilt zur Seite legen.
Mein persönliches Fazit:
Viele Spiele glauben auch heute noch, dass Spieltiefe vor allem durch viele unübersichtliche Regeln geschaffen wird, die der Spieler am besten auswendig lernen muss. Wenn ich die hundert verschiedenen Einflussfaktoren des Kampfsystems sehe, dann frage ich mich ernsthaft: Hätte man nicht durch ein durchdachteres, transparenteres Regelsystem bei gleicher Funktion wesentlich mehr Spielspaß herausholen können? SMAC geht hier meines Erachtens den besseren Weg.