Seite 56 von 122 ErsteErste ... 64652535455565758596066106 ... LetzteLetzte
Ergebnis 826 bis 840 von 1823

Thema: [Semi-Blog] Die Ghalerie

  1. #826
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Kapitel 22 – Tempel

    Wie nicht anders zu erwarten, hatte auch der Vinsalter Palast einen eigenen Tempelkomplex; Tempelkomplex, das klang so groß und Rhian hätte nie damit gerechnet, dass es sich hierbei um etwas anderes handeln konnte als um das, was sie bereits kannte: Verwirrende Gänge, hohe Hallen, teure, aber hässliche und unpassende Bilder und jede Menge schimmerndes Gerümpel.
    Sie hatte falsch gedacht, und zwar gründlich. So war der Vinsalter Hoftempel keineswegs groß und protzig, sondern kleiner, unauffälliger und wesentlich schöner, eine einzige Kuppel aus weißem Marmor, etwas abgelegen in den Gärten des Palasts versteckt. Unter dieser Kuppel befanden sich vierundzwanzig Säulen, die die zwölf Eingänge flankierten und nebenbei das Dach trugen, und über jedem Eingang befand sich eine Inschrift, die den Reisenden in altem Bosperan von einem der zwölf Götter grüßte.
    Rhian wählte den Eingang des Phex, da sich nach ihrem Glück heute Hesinde auf genau der anderen Seite befunden hätte. Inzwischen hatte sie sich auch wieder beruhigt, zumindest ein wenig. Nach einem Irren durch den Palast begab sie sich auf den Weg, um ein besonderes Pergament mitzunehmen, und spielte für einen Moment mit dem Gedanken, die Dienerin zu suchen und es ihr unter die Nase zu halten, ehe sie ihn schnell wieder verwarf. Sie kannte nicht einmal den Namen der Frau und der Palast war riesig. Da kam ihr ein anderer Gedanke: Vielleicht wäre es ja besser, wenn sie sich erst einmal ihren Bereich ansah, an dem sie wirken sollte. Das stand sowieso noch an und Carro wäre viel wirkungsvoller zusammenzustauchen, wenn sie dabei ihre Hohepriesterinnenrobe trug… und vielleicht ein Objekt der Rondrakirche, wer weiß?
    So hellte ihre Stimmung etwas auf und wechselte von ärgerlich/frustriert zu frustriert/kampfeslustig; armer Carro, was er doch alles verdient hatte, vielleicht wäre ein Ingerimm-Hammer statt eines Schwertes doch die bessere Wahl.
    Mit einem breiten, wenn auch keineswegs Vertrauen erweckenden Grinsen betrat sie den Tempel, wobei sie das Knarren der Tores empfing und ein starker Dunst aus Staub, Weihrauch und irgendetwas Süßlichem ihr in die Nase stieg, dass sie einen Moment innehalten musste.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  2. #827
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Kapitel 25 – Du. Ich.

    Sechshundertachtundzwanzig, sechshundertneunundzwanzig, sechshundertdreißig… geschafft. Schnaufend blieb Rhian stehen und lehnte sich an die Wand, um ein wenig auszuruhen. Treppen. Sie konnte keine Treppen mehr sehen und Gänge und Türen und erst recht keine aufdringlichen Diener mehr, doch kehrte sie endlich zurück. Hinter dieser Tür wartete ihr trautes Heim, in dem Flaim sicher schon auf sie wartete... der Gedanke durchzuckte sie wie ein Blitz und ihr Herz begann, schneller zu pumpen. Was würde er nur gerade tun? Wie würde er sie begrüßen und was sollte sie tun?

    Freya wusste, was sie am Liebsten tun würde; am Liebsten würde sie diese Kröte von Zwerg in eine Kröte von Kröte verwandeln. Ein schrecklicher Kerl war das. König wollte er sein? Sein Verhalten war gerade wenig königlich. Er kaute ihr gerade ein Ohr ab mit dem Versuch, sie von seinen Fähigkeiten in der Orchideenzucht zu begeistern, während er sie die ganze Zeit über anstarrte. Königlich? Nein, dachte Freya, wobei… doch, wenn sie genauer darüber nachdachte, so entsprach sein Verhalten doch genau dem, was sie von einem König erwarten würde. So war das nun leider einmal, je höher, desto widerlicher – und leider bezog sich das nicht auf Körpergröße.
    Sie seufzte. Der Zwerg beachtete es nicht und da sie fand, dass sie lange genug höfliches Interesse vorgetäuscht hatte, zog sie ihre Briefe aus ihrer Manteltasche, um sich wenigstens ein bisschen aufzumuntern.

    Rhians Tasche enthielt keine Briefe, doch zauberte sie aus ihr einen Schlüssel hervor, mit dem sie die Tür öffnete und eintrat. „Flaim, ich bin wieder zu Hause. Flaim?“
    Nichts war zu sehen, wenn man von der aufgerissenen Schachtel Katzen-Brekkies absah, deren Inhalt sich über den Boden verteilte, und von den schwarzen Haaren auf ihrer weißen Bettwäsche absah. „Kater? Kater!“, rief sie unsicher, als sie merkte, dass die Balkontür offen stand. War Flaim etwa…?

    „… und am Schwierigsten ist der Zucht der maraskanischen Schwarzorchidee, sie gedeiht nämlich bestens auf Hügeln… ähhm, ich meine, in Sümpfen und da muss der gewiefte Züchter natürlich sehr aufmerksam sein, denn wenn die Pflanze zu wenig Wasser bekommt…“ Freya fühlte sich schwach. Sie war enttäuscht von dem Zwerg, hatte er doch erst gar keinen so schlechten Eindruck auf sie gemacht, doch im Moment würde er sie wohl nur wahrnehmen, wenn sie sich auszog. Das Papier raschelte leise in ihrer Hand, ein beruhigendes Geräusch. Aufmerksam las sie den Brief noch einmal, der von Rhian stammte, ihrer Cousine, und den sie erst vor einigen Tagen erhielt. Sie erzählte ihr darin, dass sie nun eine Geweihte war und als ersten Auftrag gleich morgen früh zum Palast nach Vinsalt aufbreche, und klang dabei so aufgeregt, dass sie sich fast vorstellen konnte, wie die kleine Rhian beim Schreiben auf dem Stuhl herumrutschte. Die kleine Rhian… sie seufzte. Wie lange war es her, dass sie sie das letzte Mal sah? Drei Jahre, vier? Eine viel zu lange Zeit.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  3. #828
    Registrierter Benutzer Avatar von Erpel
    Registriert seit
    07.08.06
    Ort
    daheim
    Beiträge
    16.923

  4. #829
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Kapitel 28 – Stahl

    „Nicht so vorsichtig, Vesta. Nicht so zögerlich. Greife mich an.“ Zaudernd ließ die junge Halbelfe das scharfe Rapier durch die Luft gleiten, doch für Carro war es ein Leichtes, die Schläge abzuwehren. „Warum müssen wir das denn machen?“, fragte Vesta quengelnd?

    NEIN, nicht gut. Noch einmal von vorne.

    Das folgende Kapitel 28 wurde genau so in die Legende aufgenommen (was ich allerdings erst nach einer knappen Seite Abgetippten merkte).
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  5. #830
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Kapitel 31 – Die Brücke

    Nur mit einem Handtuch bekleidet und frisch geduscht stand Vesta vor dem Spiegel und betrachtete sich. Sie sah, wie ihr feuchtes Haar an ihrem Rücken klebte, sie betrachtete ihr Gesicht, ihre leicht gespitzten Öhrchen… doch, sie war eigentlich mit ihrem Aussehen zufrieden und mit dem Spiegel erst recht… und der Dusche. Vesta kam sich vor wie in einem Wunderland, der Palast funkelte, die Menschen waren freundlich zu ihr… und einer ganz besonders. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als sie an Carro dachte. Die letzten Stunden waren schön gewesen, erst das Training und dann…
    Dumm nur, dass sie nicht den ganzen Tag für sich hatten, doch immerhin handelte es sich um ihre Krönung, die heute Abend anstand, und Carro entschuldigte sich damit, dass er noch einige Briefe schreiben müsse… schon verständlich, wenn sie nicht alleine gekrönt werden wollte. Deshalb hatte sie auch gar nicht mit ihm diskutiert, sondern ihm nur mitgeteilt, sie wolle die Duschen des Palasts erkunden. Sie war ja ganz verschwitzt wegen dem Training und wunderte sich jetzt noch, wie Carro sie da ausgehalten hatte.
    Hach. Sie durfte nicht so herumtrödeln, denn immerhin warteten noch ihre Nägel auf sie, doch in dem Moment, in dem sie die Schranktür öffnete, sollte sich alles verändern, denn kaum stand die Tür offen, taumelte ein schwarzer Kater heraus. „Flaim“, rief sie überrascht, „was machst du denn hier?“
    Langsam, ganz gemächlich, drehte er sich zu ihr um. „Och, ich habe mir nur mit dem versteckten Attentäter aus Al’Anfa die Zeit vertrieben.“, kicherte er und blickte auf die Rauchschwaden, die aus der Schranktür zogen. „Dem Attentäter aus Al’Anfa?“, wiederholte Vesta ungläubig. Sie erahnte Schlimmes. „Ganz recht“, sagte Emilio, richtete noch einmal seine Kleidung und trat aus dem Schrank. „Du bist in großer Gefahr.“
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  6. #831
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Kapitel 31 - ???

    Der Zwischenraum war dunkel und für die Geschichte blieb ohne Belang, wo er sich befand. Es spielte wirklich keine Rolle, dass es sich um eine schäbige Kneipe handelte, die den Kellerbereich eines ebenfalls schäbigen Hauses vereinnahmte, sie war düster und verlassen, wenn man von den paar halbstarken Jugendlichen absah, die dort Billard spielten und nicht wahrnahmen, dass aus dem kratzenden Lautsprecher Elvis’ „Love me tender“ ertönte. Wie um das Bild abzurunden, rührte ein großer Deckenventilator die abgestandene Luft um, deren Rauch und Bierdünste bei jedem Atemzug Flaims kleine Katzennase reizten und ihn fast zum Husten zwangen, doch die liebevolle Hand der Frau, die zärtlich über sein Fell streichelte, ließ ihn das alles ertragen. Er räkelte sich auf Tamaras weichem Schoß und wie ein echter Gentleman-Kater genoss er und schwieg. Naja, bis jetzt jedenfalls.
    „Sag mal, Tamara“, brach er die Stille, „Was machen wir eigentlich hier?“, doch sie reagierte nicht. Mit sorgendem Blick kümmerte sie sich weiter um den kleinen Kater, während hinter den Kulissen das Gerangel losging. „Schniiiiiitt!“, rief der Regisseur, der daraufhin wild herumfuchtelnd in die Szene trat.

    Wollt ihr wissen, was dann geschah? Ich muss gestehen: Mir geht es ähnlich, doch allein: Ich weiß es nicht mehr. Hier enden meine Legenden-Aufzeichnungen.
    So ist das mit alten Gedanken. Vielleicht erkennt man sie wieder, doch man kann sie nicht immer über Jahre hinweg behalten.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  7. #832
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422
    Achso: Herzlichen Glückwunsch, Ardus.

    (Habe keine Zeit mehr, das zu erklären.)
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  8. #833
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Legendary Lands

    So, Leute. Ich fasste einen Entschluss, doch ehe ich ihn euch mitteile, möchte ich mit einem Vorwort beginnen: Ich glaube nicht mehr an die Legende. Momentan sehe ich weder das PBEM-Spiel am Werden, was eine Fortführung der Grundgeschichte beinhalten würde, noch denke ich, dass ich eine Schauspieltruppe zusammenstellen kann, um die Bühnenfassung wirklich auf die Bretter zu bringen… ja, im Ernst, mit diesem Gedanken spielte ich als momentaner Regisseur wirklich… und auch wenn ich gerade Freya hier im Idorla-Forenrollenspiel spiele, so bleibt es doch in diesem Rahmen – Freya spiele ich gerne und werde es vielleicht auch noch nach dem Rollenspiel in irgendeiner Weise offen tun, doch ich möchte nicht weitergehen. Die Legende ist für mich im gleichen Maße wie Grandia emotional aufgeladen, nur eben von ihren Dimensionen so unendlich weiter ausgreifend, dass es nicht einfach werden würde und ich fürchte mich davor, wie bei dem letzten und vorletzten Neubeginn zu enden: Schluss nach 6 Szenen oder 9 Kapiteln, ohne dabei großartig vorangeschritten zu sein.

    Ich möchte euch also die Legende vorstellen und umreißen, was ich noch plante. Ich gehe dabei von meinem letzten Stand aus, der ja auch in die Bühnenfassung einfloss, was bedeutet, dass die Ereignisse der Geschichte sich nicht sehr von der zu lesenden Geschichte unterscheiden werden, ich jedoch inzwischen die Figuren ganz anders ansehe. Um schließlich noch etwas brutal zu sein, werde ich für jeden Tag hier ein Kapitel veranschlagen; ihr erfahrt viel, aber dies nicht schnell.

    Tag 1: Einführung in die Geschichte und Auftritt der Hauptfiguren

    Unsere Geschichte findet in Aventurien, der Welt des P&P-Rollenspiels Das Schwarze Auge statt, wo die Götter über den Einfluss und die Arroganz schlechter Spielleiter wüten und sich dazu entschließen, die Welt zusammen mit den meisten ihrer Gläubigen zu verlassen. Goldene Boote hinterlassen Geisterstädte, während den Übriggebliebenen unklar ist, wie es weitergehen soll. Ein Pergament, welches dem Besitzer ein Anrecht auf den Horasthron des Lieblichen Feldes verspricht, landet nach chaotischem Weg, von dem sprechenden Kater Flaim überbracht, in den Händen des sechzehnjährigen verwöhnten Halbelfengörs Vesta, die sich sofort samt Kater aufmacht, um dieses Versprechen auch einzufordern, wobei sie sich im Falle eines Scheiterns wenigstens eine schöne Zeit verspricht. Sie trifft etwa gleichzeitig mit dem etwas jüngeren Priestermädchen Rhian ein, einem verschüchterten, unsicheren Ding, welches der Aufgabe, die vor ihr liegt, nämlich als eine der letzten verbliebenen Priesterinnen das Amt der Hohepriesterin auszufüllen, nicht gewachsen zu sein scheint. Vesta wird von dem Hofdiener Carro, der bislang mit kleinen Schwindeln das Reich am Zusammenbrechen hinderte, durch den Palast geführt, während Rhian sich mit dem schlafenden Flaim befasst, der ihr sonderbar bekannt vorkommt. Dieser Wechsel der Verbindungen verändert die Zukunft, denn während Rhian fehlt, wirft sich Vesta Carro an den Hals. Damit stirbt der erste Tag.

    Diese Inplay-Ereignisse werden umrahmt, in der klassischen Erzählung zunächst durch eine Geschichte, die erzählt wird, in der Bühnenfassung (und damit für mich: am Ende) durch eine Rollenspielrunde, die diese Ereignisse am Spieltisch erlebt. Ich zog für die Bühnenfassung die Vorstellung der Spielrunde ebenso wie die Einführung einiger weiterer Charakter auf diesen Tag vor, um eine Dialogsituation zu schaffen, doch in dieser Erzählung bleibe ich bei der klassischen Struktur.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  9. #834
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Tag 2: Einführung der Nebenfiguren und Andergaster Episode

    Der zweite Tag führt zusammen mit einigen Figuren eine Menge möglicher Handlungsstränge und Konflikte ein, die jedoch nur verwirren sollen.

    Joachim, der Spielleiter, tritt auf und sägt an Vestas Thron, da er dem Autor grimmt, dessen Lieblingscharakter, die Mary Sue-Dunkelelfenprinzessin Tamara, nicht auftreten zu lassen (in der Bühnenfassung ging er bei der ersten Session zu weit und möchte Vestas Thronkarriere zurücknehmen).

    Gorn, der kiffend-nervige Zwergenadeliger, wird dabei sein erstes Opfer. Er reist zum Horashof, um dort für sich mehr Macht zu gewinnen. Freya, eine chaotische Magierin und Rhians Cousine, trifft ihn auf dem Weg, hält es aber nicht bei ihm aus und verlässt ihn wieder, woraufhin sie den Krieger Rufus kennenlernt, dem – nach Flaims Angaben – wahren König, der nun nach dem Wunsch seiner bösen Mutter und in Begleitung seines aggressiven Kampfkätzchens Dey für sich die Krone sichern soll. All diese vier Figuren werden sich im Stadium des ewigen Transits befinden und niemand von ihnen erreicht den Palast noch am zweiten Tag.

    Im Zentrum des Geschehens offenbaren sich zwei Tendenzen: Carro schafft es nicht, die zu ihm gefundene Vesta in seinem Sinne zu manipulieren und sie in eine Herrschergestalt zu verwandeln, und Rhian sammelt unangenehme Erfahrungen, als sie durch den Palast streift und dabei immer wieder angepöbelt wird. Erst als sie den Tempel erreicht, findet sie in der Echsendame und Priesterkollegin S’srah (sprich: Sizra, ein gutherziges und auf eine erfrischende Weise naiv-übereifriges Mädchen) eine Freundin. Im Konflikt um Carro, für beide Hauptpersonen die einzige Bezugsperson, entzweien sich Kaiserin und Hohepriesterin immer mehr, ohne dass es eskaliert. Rhians Reise zu den Thorwalern, die für Ärger sorgen, entstammt der PBEM-Vorlage und bleibt ohne Substanz.

    Dieser Tag stirbt nach der Krönung in einer großen Feier - allerdings muss ich noch einen Einschub unternehmen, den ich aber auf den nächsten Eintrag verschiebe.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  10. #835
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Zwischenspiel: Die Andergaster Episode

    In der Prosafassung drängt sich in diesen Tag, der auch so schon gut gefüllt wurde, ein Block, nämlich eine Geschichte, die Vesta von Carro und Rufus von Freya erzählt wird. Sie spielte vor sechs Jahren am Königshof von Andergast.

    Was passiert?
    a) König Efferdan, ein exilierter Liebfeldener, übernimmt den vakant gewordenen Thron durch einen Erbanspruch über seine Frau, worin die imperialistische Horas-Kaiserin seiner einstigen Heimat eine Möglichkeit zur Machterweiterung sieht. Der junge König, ein Mann ohne besondere Eigenschaften, muss zwischen einheimischen Adeligen, fremden Händen und einstigen Genossen gut taktieren.
    b) Unter dem Kommando des tulamidischstämmigen Halbelfen Atim-Suraq, einem selbst ernannten General, mischt auch eine von Al’Anfa bezahlte Agententruppe mit. Ihr Auftrag: Sie sollen das Chaos nutzen, um einen Krieg zwischen dem Horasreich und Thorwal heraufzubeschwören. Ihre Mitglieder: General Atim-Suraq, der Söldnerkommandant der kleinen Armee, die sich König Efferdan zum Durchsetzen seines Anspruchs anheuerte, der Krieger Nerva, seine rechte Hand und Hauptmann der Garde des Königs, die sich langweilende Tulamidenzauberin Dejarra und zwei Agenten der berühmtesten Al’Anfaner Meuchlerorganisation, die sich als Dienerin ausgebende stille Maraskanerin Mineda und Carro, seinem Fälscherexperten.
    c) In Anbetracht der Machtverhältnisse wäre der Auftrag des Generals ein Selbstläufer, stände er nicht vollkommen blind einem eigenen Verräter gegenüber: Carro ist in Wahrheit ein Fana, ein Fast-Sklave aus dem Süden, der – ausgestattet mit Charakterzügen, die man nicht erklären kann, also eine gänzlich unwahrscheinliche Figur – sich auf der Flucht befindet, wobei er aber statt auf Gewalt oder Schnelligkeit auf Handel und Täuschung setzt. Er mogelte sich in diesen Auftrag herein, um die Reise über die Grenze anzutreten, ehe ihn etwas komplett ändert: Mit dem Ziel, ein ganz bestimmtes Mädchen, nämlich die damals etwa zehnjährige Andergaster Prinzessin Rhian, zu retten, involviert er sich und sucht einem Weg, die sichere Schlinge doch noch zu zerreißen.
    d) Carro rekrutiert für sich die Cousine des entsprechenden Mädchens, die sechzehnjährige Firlina und spätere Freya, eine rebellierende, unglückliche Person. Er löst sie aus ihrem Elternhaus, verführt sie und verspricht ihr, dass er ihr helfen würde, ihre magischen Kräfte, die als fast versiegt eingestuft wurden, doch noch zu entfalten. Er lässt sich Zeit mit ihr, hält sie beschäftigt und enthüllt erst spät den wahren Grund, warum er sie wählte: Als Nichte des Königs und als eine der wenigen Personen, die ihn bislang noch nicht auszunutzen suchten, wird er bereit sein, ihr zuzuhören.
    e) Die Stelle als Hofmagier bekam der junge und damit noch preiswerte Zauberer Alrik Alrikson, eine in der Legende ebenfalls wichtige Figur: Er verliebt sich in die Tochter seines Chefs, die Rhian-Schwester Serilla, eine unauffällige Katzenfreundin. Sie erwidert seine Gefühle nach einer Weile, doch die Geschichte endet tragisch: Als er bei einem Versuch, seine Seele in den Körper ihrer Lieblingskatze zu übertragen, großen Mist baut, wird die Veränderung permanent und Serilla, die ihre große Liebe verschwunden glaubt, bringt sich um, ohne zu wissen, dass Rhian ihr dabei zusieht. Dieses letzte Ereignis wird das erste von vielen traumatischen Erlebnissen im Leben der jungen späteren Priesterin.
    f) Am Rande soll nur noch erwähnt wären, was Alrik „Flaiminion“ Alrikson nicht mehr mitbekommt: Die Zauberin Dejarra, die ihn diesen Zauber lehrt, wird sich auf die gleiche dämliche Weise aus ihrem Körper befördern und als Albinokatze Dey später für Angst und Schrecken sorgen. Aus Scham verzichtet sie aber auf ihre Möglichkeit, zu sprechen, und schenkt später ihre ganze Liebe dem jungen Rufus, den sie im Auftrag seiner Mutter vor der bösen Welt (und besonders vor bösen anderen Frauen) beschützt.
    g) Andere Figuren der Legende erhalten ihren Gastauftritt: Der noch im Dienste des Horashofes stehende Zwerg Gorn, der hier hoch zum Bäumezählen geschickt wurde, die Dunkelelfenprinzessin Tamara, die sich hier selbst aus dem Abenteuer nimmt, Spielleiter Joachim, der den Auftritt seines späteren Schurken eingeleitet wissen möchte, und zwei Mitglieder des Forums, die ich schon namentlich nannte.

    Am Ende ruft Carro die Thorwaler zu Hilfe, lässt einen verzweifelten Großangriff auf den Palast abwehren und rettet den Tag. Ihm und Firlina werden Heldenruhm zuteil, den sie nutzen kann, während er nach einer Weile weiterzieht und alles sieht gut aus – ja, wären Atim-Suraq und Mineda nicht noch irgendwo da draußen, um nach Rache zu dürsten. Ein Königreich wird gerettet, ein anderes muss dafür fallen.
    (Ja, und geht davon aus, dass zwischen Setting und Endkampf noch einige Ereignisse lägen, allein, so detailliert arbeitete ich es nie aus. Nach kurzer Zeit starb an dieser Stelle die Prosafassung.)

    Die Bühnenfassung verzichtet auf einen eigenen Block und bringt das Ende der AE vor dem Beginn der Legende. Die Kosten, die das mit sich bringt, werden getragen: Freya und Flaim verlieren bei der Konvertierung sehr viel an Bedeutung und verwandeln sich endgültig in Nebencharaktere, die Kenntnis über Carros Handeln, der die Win-Win-Situation Freya gegenüber nie verschweigt, wird durch eine gemeinsame Spielerin tradiert. Wir verabschieden uns von Dejarra, deren Charakter ganz herausgestrichen wird, von Nerva und all den anderen Gestalten dieses ausgearbeiteten Zweitsettings. Ihre Geschichte wurde nicht vergessen, wird wohl aber auch nie in Gänze erzählt werden.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  11. #836
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Tag 3: Der Wechsel ins Hässliche

    Am dritten Tag wendet die Geschichte und nimmt einen anderen Verlauf: Konnte man die Legende bis hierhin als durch übersteigerte Figuren lustige Erzählung mit einigen ernsten Kapiteln betrachten, was ja schon für die AE nicht mehr galt, so wechselt es nun zur Tragödie. An diesem Tag tritt auch eine einmalige Situation ein: Wir folgen einem durchgehenden Handlungsfaden, von wenigen Kameraschwenks abgesehen, ist eigentlich immer nur ein Ort wichtig. (Von hier an betreten wir übrigens das Reich der Pläne. Alles, was nun folgt, existiert nur als Struktur.)

    Vesta wurde gekrönt und ein großes Fest fand statt, in dessen Verlauf sie auch mit Carro in der Kiste landen sollte (das passierte in der Bühnenfassung schon eine Nacht zuvor) – entsprechend wird am Morgen alles still und dunkel. Zuerst erwacht der Zwerg Gorn, der von einem dubiosen vornehmlichen Rahja-Geweihten überzeugt wird, auf einem Altar Platz zu nehmen (in der Bühnenfassung übrigens durch Mineda ersetzt; das wäre ihr erster Auftritt) – sein Tod als Opfer läutet ein großes Sterben ein, öffnet doch der Anhänger des Namenlosen ein Tor zu den Niederhöllen, aus dem der legendäre Rattiborb, großer Bruder des bösen Borbarad, tritt. Alles scheint verloren, treten ihm doch nur die beiden Mädchen Rhian und S’srah entgegen – der Kampf wird zeigen, dass selbst Sterben noch lustig sein kann.

    Zwei Erststuflern fehlt jede Chance, also üben sie das Wimpernklimpern und überzeugen den Spielleiter davon, dass hier endlich die Chance besteht, seine Mary Sue-Heldin Tamara auftreten zu lassen – es kommt zu einem großen Kampf zwischen den beiden mächtigen Wesen, die die Dunkelelfe jedoch verliert – und obgleich Rattiborbs magische Tentakelattacke an den beiden Heldinnen verrauscht, da sie zu jung dafür sind, bleibt die Tendenz doch eindeutig – ehe sie beginnen, miteinander zu reden. Als nämlich Rattiborb damit angibt, Pakte mit wirklich jedem dämonisch-mächtigen Wesen geschlossen zu haben, weist Rhian auf den fehlenden Pakt mit dem Spielleiter hin, was dieser gleich nachholt – und ins Verderben stürzt, kann man Joachim nach dem Tod seines Lieblingscharakters nicht mehr als freundlich gegenüber dem Magierfürsten halten. Nun besitzen S’srah und Rhian eine Chance und es gelingt ihnen, Rattiborb zur Flucht zu zwingen, allerdings reißt dieser in bester Gandalf-Moria-Manier Rhian mit sich durch den Spalt, durch den er trat. Erschöpft bleibt S’srah zurück und blickt auf die offen gebliebene Spalte.

    Der Palast erwacht und just in diesem Moment treffen Freya und Rufus ein, deren Schicksal sie daran hinderte, an der Krönung teilzunehmen. Sie beraten sich kurz mit Carro und beschließen, dass nur sie als Helden die Kräfte hätten, Rhian zu retten, was Freya als eine Pflicht gegenüber Carro und ihrer Cousine empfindet. Dey wird zurückbleiben ebenso wie S’srah, die Carro nicht ziehen lassen möchte, dafür gibt er ihnen noch ein Rothemd mit, einen Palastgardisten namens Ladric, der als erster auf den Tumult reagierte. Beide sind sie guter Dinge und erwarten nur für ihren gepanzerten Begleiter ein Ableben. Es kommt ganz anders.

    Die drei schreiten voran, ehe sie sich trennen (Zu Ladric: „Du schaust nach, wohin die Fußspuren führen, während wir schauen, woher sie kamen.“), und sie erleben die Welt der Niederhöllen, in der Rhian in einem schwebenden Stahlkäfig (mit einem Gang verbunden und trotzdem mit Logenblick) von der Decke baumelt und ihr eine Katzenmenschendämonin erläutert, wie Chimärologie und magische Macht ihr all die Freuden des Lebens mit all den Menschen ihres Umfelds einbringen würde, was sie eher verstört. Sie muss jedoch mit ansehen, wie Freya und Rufus derweil auf das Gespann Rattiborb und Atim-Suraq treffen. Der Magier stellt sich dabei der Magierin und spielt mit ihr, während sie immer verzweifelter ihre magischen Kräfte an ihn verschwendet, bis er sie mit einer schnellen Attacke schwer verwundet. Daraufhin kehrt Ruhe in das Kampfgeschehen ein, als den vermeintlichen Rettern die Aussichtslosigkeit ihres Tuns aufgeht. Rufus solle von ihr Abschied nehmen, sagt Atim-Suraq, und schon einmal überlegen, was sein Preis wäre, er gäbe ihnen etwas Zeit, allerdings sollte er bedenken, wo sie sich befänden, hier unten in den Niederhöllen sei man auch fern von jeder Erlösung. Rufus bleibt bei Freya bis zu ihrem Ende und verkündet dann, dass auch er lieber sterben wolle. Da lacht der General und sagt, es gäbe für ihn ohnehin keinen anderen Weg, denn nur er sei der wahre Kaiser und könne ihm gemäß der Prophezeiung gefährlich werden.

    Für Rhian wirkt alles verloren, doch das Glück lacht ihr zu – Ladric, der Wächter, steht plötzlich vor ihrem Käfig und befreit sie. Die beiden kehren zum Spalt zurück, ehe Rhian ihre Entscheidung trifft: Sie möchte nicht mehr weglaufen, sie möchte sich hier, wo sie ist, Rattiborb stellen und ihre Cousine retten – er jedoch solle zurückkehren und mitteilen, was hier geschah. Das tut er.

    Im Palast tritt zu dieser Zeit auch Mineda ins Licht. Sie teilt Carro mit, dass Atim-Suraqs Plan aufging und er in diesem Moment mit dem Heer, welches er im Süden um sich scharte, aufgebrochen wäre, um den Gerüchten über dämonisches Handeln in der Hauptstadt nachzugehen. Carro sieht, dass es von Vinsalt her keine Hoffnung mehr geben kann, und schickt deshalb Vesta zusammen mit S’srah nach Norden in die Heimatstadt der Kaiserin; sie solle da für eine Stärke sorgen, während er in Vinsalt verbleiben und Atim-Suraq hinhalten würde. So endet dieser brechende Tag mit einer Trennung. Vesta verlässt nach zwei Tagen wieder die Stätte ihres Kaisertums.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  12. #837
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Tag 4: Der Kampf um Grangor

    Am Morgen des Tages unterhalten sich Mineda und Carro über alte Zeiten, wobei die Attentäterin erzählt, was passierte: Nach ihrer Niederlage in Andergast setzten sie und Atim-Suraq an, um nach Hause zurückzukehren, doch die Granden wollten solch einen Verlust an Geld und Möglichkeit nicht einfach hinnehmen und beschlossen, sich gegen sie zu stellen, woraufhin sie den Weg abbrachen. Es war Mineda, die mit Orden und Heimat mehr verlor, doch es war General Atim-Suraq, der mit den Ereignissen nicht fertig wurde. Immer mehr driftete er ab, fokussierte sich zunehmend auf die Andergaster Ereignisse und auf Carro, der ihm diese Niederlage beigebracht hatte, und lehnte es rundheraus ab, sie zu den Akten zu legen und an anderer Stelle mit ihren beachtlichen Fähigkeiten neu anzufangen. Schließlich ließ er Mineda hinter sich und zog in die Wüste, wo er Tage verbrachte und doch überlebte; er kam zurück, hatte einige Dämonenpakte geschlossen und brannte vor dem Verlangen, Carro seine Niederlage heimzuzahlen, und Mineda, die außer ihm nichts mehr hatte und weiterhin hoffte, ihren General zur Vernunft bringen zu können, folgte ihm weiter. Dieser Weg führte sie nun an den Palast, wo sie (in der Bühnenfassung) ihre Aufgabe erfüllte und nun von Atim-Suraq für das weitere Vorgehen nicht mehr gebraucht wird.
    Spätestens ab hier sollte es feststehen: Die Hauptfiguren der Legende sind Rhian, Mineda, Atim-Suraq und Carro.

    Unterdessen erreicht Vesta ihre Heimatstadt Grangor, wo sie aber von ihrem Onkel Adargo und ihrem Quasi-Bruder Jergo eher gehässig empfangen wird – sie habe sich blamiert und sei gescheitert –, doch da die Geschäftsleute die Möglichkeit erkennen, stellen sie eine Armee auf, um die Kaiserin zu schützen, worüber Jergo das Kommando führen soll. Ihnen fehlt bei der Rechnung jedoch der Wirt, denn Atim-Suraq sah Carros Zug voraus, umging die Hauptstadt und stellt sich der Schlacht, die nur Rufus für die freien Völker gewonnen hätte – auf Jergo hingegen warten Niederlage und Gefangennahme. In seinem Heerlager spricht Atim-Suraq mit seinem besiegten Gegner und enttarnt ihn als Joachim unter einer schlechten Maske. Er sei nicht hier, um sich zurückzuhalten, sagt er und erschießt den Spielleiter einfach.

    Am Abend des Tages wird wieder gereist: Vesta flieht zusammen mit ihrem Leibwächter Ladric nach Thorwal zu Carros einstigen Verbündeten, während S’srah schon vorher umkehrte, um bei Rhian sein zu können. Atim-Suraq marschiert mit seinen Truppen schließlich in Hauptstadt und Palast ein.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  13. #838
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Tag 5: Rhians Rückkehr

    Nach zwei höchst aktionslastigen Tagen flacht die Spannung ab, was natürlich auch daran liegt, dass wir uns nun in der Mitte des Lochs befinden, welches doch – anders als die Ränder – eher schlecht ausgearbeitet wurde. Sehr viel von dem, was an Tag 5 passiert, kann auch in Tag 6 verschoben werden.

    Rhian kehrt zurück. Nachdem sie in den Niederhöllen die aus dem Pantheon verbannte und aus allen Erinnerungen gelöschte Göttin der Diener fand, die ihr half, die Göttlichkeit ihres Blutes zu erwecken, konnte sie Rattiborb stellen und auslöschen – das alles erlebt der Leser jedoch nicht direkt, sondern erfährt es vielmehr, als sie mit dem abgetrennten Haupt des Gegners durch das Tor schreitet – allein, sie kommt zu spät. Kaum ist sie zurückgekehrt, da nimmt Atim-Suraq sie schon gefangen.

    Von nun an werden endgültig die Gespräche zwischen den vier Hauptpersonen dominant:
    a) Atim-Suraq erklärt dem machtlos gewordenen Carro, worauf er abzielt, weiß er doch, dass es sich bei Rhian in Wahrheit um eine Halbgöttin handelt und Carro damals ihn in Andergast nur verriet, weil ihre Mutter ihn darum bat, über sie zu wachen. Nun sei sie nicht erhoben, sondern sich ihrer Kräfte bewusst geworden; ein irrsinnig mächtiges, aber vollkommen labiles Mädchen. Carro verrät, dass es seine vollendete Rache sei, sie zum Kollaps zu bringen. Am Ende des Weges würde sie, seine Sünde, seinen Tod bedeuten.
    b) Es folgt ein Gespräch zwischen Atim-Suraq und der auf eine Streckbank gebundene Rhian, in der er sie entlarvt: Immer wieder habe sie, absichtlich und unabsichtlich, Leute in ihrer Umgebung durch ihr bloßes Sein in Unglück und Verderben geführt – darunter auch Serilla und Freya, aber viele mehr –, und sei am Ende Priesterin geworden, nur um sich selbst zu entfliehen, allein, sagt er, im Knien könne sie keine Antwort finden, sie müsse sich erheben: Der einzige Weg, dem Schmerz zu entfliehen, bestehe darin, selbst zum Schmerz zu werden und sie könne andere nur nicht leiden lassen, wenn sie sich als Leidensbringerin akzeptiere. Dann beginnt er, sie zu foltern, wobei er sagt, sie könne ihn ja jederzeit auslöschen, wenn es ihr zuviel werde, Rhian aber lässt alles mit sich geschehen.
    c) Mineda besucht den in eine Zelle gesperrten Carro und fragt ihn, wie dieser so ruhig sein könne, worauf dieser antwortet, dass er schon in Andergast gewusst habe, dass ihn seine Entscheidung eines Tages den Kopf kosten würde – Atim-Suraq könne ihm nichts nehmen, mit dessen Verlust er sich nicht schon abgefunden habe. Außerdem überschätze der General Carros Einfluss auf Rhian… er habe ihn ja schon besiegt, doch könne das in seiner Unruhe nicht erkennen, wodurch er sich am Ende selbst zerstören würde.

    An diesem Tag kann auch der Tod der Katzen stattfinden: Flaim und Dey erkennen einander als aus der Andergaster Episode vertraute Seelen wieder und beschließen, noch einmal vereint und edel gegen den so bekannten Feind noch einmal loszuschlagen – allein, es endet im Desaster. So viele Leute können Atim-Suraq nun nicht mehr aufhalten.

    Zuletzt werden Vesta und Ladric bei den Thorwalern freundlich aufgenommen und genießen die Ruhe, ehe jedoch ein von Atim-Suraq geschickter Schurke erscheint und Vesta bedrängt, die dann jedoch von ihrem Leibwächter gerettet wird. Trotzdem müssen sie sich eingestehen: Sie sind hier nicht sicher. Kaiserin und Krieger fliehen in die reale Welt.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  14. #839
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Tag 6: Rhians Niedergang

    Zu diesem Zeitpunkt leben also noch acht Figuren – Rhian, Carro, Mineda, Atim-Suraq, Vesta, S'srah, Ladric und Marie, Vestas Spielerin – und keine Angst, das werden auch nicht mehr. Vielmehr denke ich, es ist eine gute Gelegenheit, die ersten vier einmal in Charakter, Zielen und Verhalten besser vorzustellen.

    Carro: Seit dem Einmarsch Atim-Suraqs fehlt Carro jede Macht und auch wenn er weiß, dass er am Untergang Vinsalts einen guten Teil der Schuld trägt, bleibt er doch stoisch ruhig – er weiß, dass er der moralisch höchststehende Charakter ist und dass die anderen etwas tun müssen und nicht er, um das zu ändern. Er erkennt das rastlose Wüten Atim-Suraqs und fürchtet, dass dieses sie alle in den Tod reißen würde; nicht nur ihn, sondern auch Rhian, Mineda und schließlich auch den General selbst.

    Atim-Suraq: Der General selbst ist nicht so irre, wie man meinen mag – oder sollte man sagen, er ist bewusst irre? Nach seiner Niederlage in Andergast erkannte er nämlich die Bedeutungslosigkeit des Lebens eines Menschen vor der Unendlichkeit – kurze Zeitspanne, viehisch-berechenbares Verhalten – und entschied sich, lieber zum Kometen zu werden: Kurz, aber aus vollem Herzen. Seine Rache an Carro, die ihm Feuer gibt, wird dadurch gemengt mit einer tiefen Dankbarkeit, da er im Diener eine verwandte Seele, einen gleichermaßen unwahrscheinlichen Menschen, erblickt, die ihn auf den rechten Weg führte – gleichermaßen gering schätzt er Mineda, hinter deren Verhalten er in letzter Konsequenz (und das ganz richtig) nur schnöden Egoismus erblickt.
    In der Bühnenfassung durchbricht Atim-Suraq die vierte Wand: Er ist nicht so sehr mit seiner Rolle als sterbliches Wesen unzufrieden als vielmehr mit seiner Rolle als fiktiver, als wertlos erachteten Figur – und er zielt ebenso auf Joachim wie auf Carro. Ich hatte es schon einmal (bei der TepT-Besprechung) geschrieben: Er ist ein Schurke, der von mir gezeichnet wird wie ein Held. (soll heißen: auf ihn treffen die Eigenschaften zu, die sonst auf meine Helden zutreffen)

    Mineda: Mineda wird immer mehr zum leidenden Geschöpf, denn natürlich schätzt der General sie richtig ein: Mineda möchte eigentlich nur mit ihm ein Happy End und dann glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage mit ihm zusammenleben. Sie waren in Andergast ein gutes Team und danach zwei Personen in der gleichen Situation, doch je mehr Atim-Suraq abdriftet, desto weniger möchte sie ihm folgen – sie tut es dennoch aus einer Mischung aus Glauben, Treue und der Hoffnung, dass er irgendwann die Zeichen erkennt und von seinem Weg umkehrt. Je weiter die Geschichte nun voranschreitet, desto mehr versucht auch Atim-Suraq, sie zu entlarven, weswegen sie sich immer mehr Carro zuwendet, je schlimmer es wird – bei der Wahl ihrer Seite mag sie nicht schwanken, doch das heißt noch nicht, dass sie nicht beim Feind Rat und Trost suchen kann.

    Rhian: Die Priesterin möchte ich erst einmal gerne verschweigen und nur anmerken, dass ich es verstehen kann, wenn sie dem Leser zunehmend unsympathisch wird: Sie besitzt zwar von allen Figuren die deutlich größte Macht und könnte noch jederzeit den Tag retten, doch sie tut es nicht; fasziniert von dem Bösen und dessen sowohl persönlicher als auch unpersönlicher Zuwendung lässt sie nur noch geschehen.

    Zurück zum Geschehen…

    S'srah ist das nächste Opfer. Als der General erkennt, welchen Einfluss die Echsenfrau auf das Seelenleben der Priesterin ausübt, lässt er sie hinrichten, braten und Rhian als Mahl vorsetzen, wovon er ihr während des Essens erzählt. Es sei alles um sie herum verfallen, sagt er, und sie sei in letzter Konsequenz auch für den Tod ihres letzten Freundes verantwortlich, alles sei nun für sie verloren. Sie könne sich jetzt befreien und erheben – oder sie könne es gar nicht mehr tun. Rhian entscheidet: Sie isst weiter.

    Um sie ganz zu befreien, bringt nun Atim-Suraq Carro zu ihr, dann wären wirklich alle Bände gerissen – Carro ist bereit, für sie zu sterben, doch Rhian zaudert; sie versteinert Carro nur, was genau dem entspricht, was der Diener wollte, denn nun wird sein Abbild ihr eine Mahnung sein. Unter seinen gespürten Blicken finden nur die weiteren Ereignisse statt: Atim-Suraq übernimmt die Führung, lässt Rhian den Palast leeren, entjungfert sie (was ihr sicher keine Freude macht, sie aber über sich ergehen lässt), lässt sie die Tempel schänden, quält sie weiter… und erreicht sie dennoch nicht. Am Ende lässt Rhian den Zauber von Carro fallen und erlaubt ihm damit, ins Leben zurückzukommen. Wieder geht sie jedoch nicht weiter und so findet sich der Diener wieder hinter Gittern wieder.

    Vesta und Ladric stoßen unterdessen in der realen Welt auf Marie, Vestas Spielerin, und lernen einander kennen. Sie verstehen sich blendend, für die Spielerin wird ein Traum wahr.
    Geändert von Ghaldak (07. November 2011 um 20:35 Uhr)
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  15. #840
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Tag 7: Carros Scheitern

    Atim-Suraq ändert nun die Regeln und überrascht Carro: Er befreit den Diener und sperrt sich dafür selbst ein, jedoch nicht ohne ihm noch etwas mitzuteilen: Er werde sich an Tag 8 wieder befreien und dann ginge es auch für Mineda zu Ende, der Diener müsse sich entscheiden.

    Der Zug ist geschickt, denn nun zwingt er den Diener erneut zur Handlung, wobei dieser an allen Fronten verliert. Mineda möchte nach dem langen Weg, den sie mit Atim-Suraq zusammen ging, nicht auf den letzten Metern zur Verräterin werden und verstärkt noch ihre Hoffnung, Atim-Suraq auf den letzten Wegen für sich zu gewinnen, während sich Rhian offenbart: Nach allem, was passiert sei, was sie in ihrem Leben miterlebt und (zumeist unabsichtlich) anderen angetan habe, wolle sie sterben, doch da ihr die Kraft fehle, sich selbst umzubringen, brauche sie einen Mörder; das sei nicht der moralisch hoch stehende Carro, sondern das Monster Atim-Suraq und sie weiß, dass er sie früher oder später ausknipsen wird, deshalb hängt sie sich so an ihn.
    Zwischen diesen Stühlen gefangen, gibt Carro auf. Gegen Abend befreit er Atim-Suraq aus seinem Verließ.

    Vesta lässt währenddessen Carro fallen und kommt mit Ladric zusammen, nachdem ihr ihre Spielerin mitteilte, dass es dem Diener nur um Rhian ginge. Heldinnen-Parodie und Pseudo-Sterbestatist passen auch gut zusammen.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

Seite 56 von 122 ErsteErste ... 64652535455565758596066106 ... LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •