Nur wenige Stunden vor Beginn des Kabinett-Banketts nimmt die Königin ihren Verlobten in einem vertraulichen Gespräch zur Seite. Sie legt ihm klar folgendes dar:
Wenn er als königlicher Gatte an Milas Seite residieren möchte, muss er sein Können und seinen Wert für Land, Leute und ihre Majestät selbst beweisen. Da nach dem Tod des Königs das Ansehen des Landes nicht das beste ist, soll er den Grundstein legen, um es wieder in altem Licht erstrahlen zu lassen. Sie gibt ihm das nächste Jahr Zeit, dies zu vollbringen. Auf welche Weise er dies zu tun gedenkt, ist ihm überlassen.
Verblüfft und beunruhigt von dieser Aufgabe wandert Thevenin die folgenden Stunden bis zum Bankett durch die königlichen Anlagen. In seinem Gehirn arbeitet es, er legt sich Pläne zurecht, verwirft sie und schmiedet neue. Gerade noch rechtzeitig kommt er zum Tisch zurück, das Bankett beginnt.
Zuerst zögerlich, dann mit zunehmender Inbrunst, beginnt er seinen Plan in Bewegung zu setzen - zu verlieren hat er wenig, zu gewinnen viel. Die Königin beobachtet dabei sein Treiben an diesem Abend aufmerksam und ohne sich ein zu mischen.
Als die letzten Gäste nächtens das Plastgelände verlassen, ist Thevenins Plan ins Rollen gebracht.
Den Bildungsminister zu überzeugen war die leichteste Aufgabe. Zu einfach ließ er sich von dem Gedanken entführen, die wissenschaftliche Forschung voran zu treiben, indem ein reger Austausch mit den anderen Ländern des Kontinents angestoßen würde. Neues Wissen, neue Ideen würden nach Ediras kommen, ediratische Erfindungen könnten von der weiten Welt bestaunt und begeistert empfangen werden. Der enthusiastische Minister von Blankenfeld trug diese Idee auch sogleich weiter zum Hochmeister des Ordo Quastulanus, der sich zwar nicht von des Ministers Eifer anstecken ließ, aber dennoch Interesse bekundete.
Außenminister von Reichenstein, den Thevenin als nächstes zu überzeugen suchte, brauchte mehr Überzeugungskraft, die der charismatische Verlobte der Königin aber aufzubringen verstand. Die Errichtung von neuen diplomatischen Kreisen und der Auf- oder Ausbau von Botschaften in den Ländern des Kontinents könnte in Zukunft von großem Interesse sein, um Spannungen in der eigenen Heimat zu mindern und den Fokus des Reiches längerfristig auf die potentiell sehr ertragreichen Koloniebemühungen zu verlagern.
Auch die Hand der Königin, Bertram von Stahleck, der dem Gespräche beinahe unauffällig folgte, war nicht schwer mit ins sprichwörtliche Boot zu holen. Eine solche diplomatisch-wissenschaftliche Mission gäbe der Hand eine einfache und unscheinbare Möglichkeit, ihre Finger zu positionieren. Doch ob der politischen Unwägbarkeiten des Parlaments empfahl er Thevenin, sich nicht selbst für eine solche Mission empfehlen zu lassen, sondern sich vom Parlament dazu bitten zu lassen. Der Bildungsminister ließe sich dazu sicher gut bewegen, Thevenin aus eigenem Antrieb als Gesicht der Mission vor zu schlagen.
Zuletzt suchte der Verlobte der Königin auch mit dem Reichskanzler von Pechstein das Gespräch und stellte ihm seine Idee vor: Im nächsten Jahr eine diplomatisch-wissenschaftliche Mission zu entsenden. Schnell, einfach und den Stolz des Landes zeigend würde sich dazu das Flaggschiff des Reiches eignen, begleitet von einigen wenigen weiteren Schiffen, die Geschenke, Diplomaten und ediratisches Wissen mitführen könnten. Zusammen mit wenigen schnelleren Seglern zur Kommunikation sollte das Land Ediras sich seinen nahen und fernen Nachbarn als gutgesinnter potentieller Freund zeigen und damit die Wirren und das Blutvergießen vergangener Kriege vergessen machen. Der anfangs eher skeptische Kanzler ließ vor allem das letzte Argument nicht kalt, denn allein dies war der Grund, dass das Parlament heute ein so großes Mitspracherecht im Land hat, einem Land, das dich vom alten König lösen muss, um in neuem Glanz zu erstrahlen. So beschied der Kanzler auch, das Thema in der kommenden Woche im Parlament zu erörtern.