Missionsjahr 9 – Jahr 2066, Eine Geschichte von zwei Planeten
Abgabefrist Dienstag, 04.04.2023 um 24 Uhr
Während die Erde in den Jahren 2064 und 2065 eine Vielzahl von Konflikten erlebt - einmal mehr, wie manche Leute in den Kolonien sagen - kehrt auf dem Mars eine geradezu friedliche Stimmung ein. Die Marskolonien sind gut organisiert, haben bisher alle Widrigkeiten gemeistert und im Vergleich zu manchen Regionen auf der Erde geradezu utopisch. Wenn die lebensfeindliche Wüste ausserhalb der Habitate nicht wäre. In der Red Hour auf dem Ersten Marsianischen Fernsehen wird eine wohlfeile isolationistische Einstellung mancher Siedler beklagt, die nach einem Jahrzehnt schon zu vergessen beginnen wie die Marsmissionen überhaupt erst möglich wurden. Eine häufig gestellte Frage ist auch, ob man die Einwanderung von der Erde stärker forcieren sollte. Genug Interessenten gäbe es zweifellos, die Rekrutierungsbüros auf der Erde können sich eigentlich kaum vor Bewerbern retten. Nur zwei Faktoren verhindern derzeit höhere Einwanderungszahlen: Die hohen Anforderungen an die Kandidaten und die begrenzte Infrastruktur. Während die NASA, die CNSA, die CONAE und die UAESA zum Teil den Weg gegangen sind die Anforderungen etwas zu senken, hält die Mehrzahl der Missionen nach wie vor an den Höchststandards fest. Von einigen fatalistisch eingestellten Kolonisten wird zwischendurch auch das Argument in die Diskussionen eingebracht, dass man doch versuchen müsse so viele Menschen von der Erde zu "retten" wie nur irgendwie möglich. Doch selbst mit der entstehenden Infrastruktur im Orbit des blauen Planeten bleibt es derzeit eine Illusion zu glauben, dass man einen irgendwie nennenswerten Teil der Bevölkerung der Erde quasi evakuieren könnte.
Mit der Ankunft des von Roskosmos zur Erde transportierten Asteroiden in deren Umlaufbahn beginnt zum Ende des Jahres der Bau des Space Tethers der Erde. Das Konsortium aus Subashii, Iros Transnational und Roskosmos bringt Produktionsanlagen auf dem Asteroiden in Position, in denen sofort die Fertigung von Zylon für das Tether-Kabel beginnt. Die Menge an benötigtem Zylon ist für den Erden-Tether höher als für denjenigen auf Phobos, weshalb die Produktion im Orbit gemäss Subashii zwingend notwendig war. Schon in einem, spätestens zwei Marsjahren könnte der Tether bereit sein und würde dann - zusammen mit seinem Gegenstück auf Phobos - die Transportkosten für Reisen zwischen den beiden Planeten massiv verringern. Entsprechend stehen alle Marsmissionen vor der Entscheidung, wie man zukünftig die Versorgung organisieren will. Die allermeisten Missionsleitungen lassen sich dazu noch nicht in die Karten blicken, mit einer erwähnenswerten Ausnahme: In der letzten Dezemberwoche verkündet die ESA, dass man mit Subashii einen Vertrag abgeschlossen hat und privilegierten Zugang zum Tether erhalten werde.
Der Zugang zum Tether dürfte auch deshalb ein wichtiger Faktor werden, weil das Geld für die Marsmissionen mittlerweile fast überall nicht mehr so locker sitzt wie zum Beginn der Kolonisierung. Nicht nur hat die vom Börsencrash in Lagos ausgehende Wirtschaftskrise weltweit für Verwerfungen gesorgt, um die Mittel für die Bekämpfung der globalen Erwärmung aufzubringen, kommt manch ein Staat nicht darum herum gerade bei den Weltraumorganisationen den Rotstift anzusetzen. Entsprechend sind die Fortune 20 auf dem besten Weg beim Mars, nun da ein "Geschäft" mit ihm möglich ist, eine viel grössere Rolle als bisher zu spielen. Diese Entwicklung sorgt wiederum auf dem Mars für Kritik, in einer Diskussionssendung auf Welle Noctis fiel von einem bekannten Anführer der Bergbau-Genossenschaften der AEB sogar der bemerkenwerte Satz "Wir müssen verhindern, dass die Fortune 20 auf dem Mars das gescheiterte Wirtschaftsmodell der Erde ein zweites mal errichten!"